CHILOÉ
- Birgit
- 7. März 2023
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. März 2023
vom 14.02.- 21.02.2023
Chiloé ist nach Feuerland die zweitgrößte Insel Chiles. Sie ist 210 km lang und 80 km breit. Das ist ungefähr so groß wie Korsika. Im Süden der Insel liegt die Hafenstadt Quellon. Von Chaitén fahren wir mit der Fähre in aller Frühe los. Das Schiff braucht 4 Stunden für die Überfahrt da legen wir uns nochmal hin. Wieder freuen wir uns darüber, wie einfach und bequem das Reisen mit dem Landy ist, Küche und Bett immer dabei. Wir kommen also mittags gut ausgeschlafen im Hafen von Quellon an. Die Stadt ist, wie alle Hafenstädte, nicht schön. An der Mole stehen ärmliche Häuser, Kneipen und verfallene Hütten. Wir wollen einkaufen und fahren ins Centrum. Uff… Ein Geschäft neben dem Anderen Boutiquen, Chinaplastik Läden aber auch eine riesige Auswahl an frischem Obst und Gemüse wie wir es die ganze Zeit in Patagonien noch nicht gesehen hatten.
Dann entdeckt ich die Feria Artesanal, eine ganze Straße mit einem Wollladen neben dem Anderen. Mittendrin eine Ferreteria, ein Baumarkt, mit allem was das Landyfahrerherz begehrt. Perfekt…das gibt mir Zeit gemütlich durch die Läden zu bummeln. Nett ist es, ich bekomme erklärt wie die Wolle hier gesponnen und gefärbt wird. Alles wird auf der Insel produziert. Mir gefallen die alten, mit Holzschindeln gedeckten Häuser. Die neuen sind meistens mit Wellblech verkleidet.
Ein nettes Café haben wir für uns entdeckt. Am Valentinstag gibt es Livemusik und von uns ein Foto zur Feier des Tages.
Wir bleiben zwei Tage in der Stadt. Gert versucht einen Luftfilter für den Landy zu bekommen und wir decken uns mit Obst und Gemüse ein.
Ach ja und es beginnt 6 km außerhalb von Quellon die Panamericana, die längste Stadt der Welt.

In den Reiseberichten wird Chiloé oft mit Irland verglichen. Die Insel ist grün, im Westen wenig besiedelt mit dichtem Wald und schroffer Steilküste. Hier liegt auch der Nationalpark Chiloé unser nächstes Ziel. Die Gegend ist bei den Chilenen anscheinend beliebt. Es ist Hauptsaison und überall proppevoll. Am Straßenrand stehen viele Restaurants, Empanadabuden und dann ein Restaurant der Huilliche. Das sind die Ureinwohner Chiloes und hier gibt es auch noch einige Gemeinden, die ihre alte Kultur und Sprache pflegen. Uns interessiert das, hungrig sind wir auch also kehren wir ein.
Die Speisekarte bietet viele Fischgerichte und Eintopf. Neben dem Restaurant steht eine einfache Hütte, aus der es qualmt. Wir schauen nach. Mitten in der völlig verqualmten Hütte steht eine ältere Frau, die in der Asche Brot backt. Ihre Tochter erklärt mir das es aus Weizenteig ist. Den Anbau von Weizen und Kartoffeln haben die Huilliche, die als Halbnomaden vom Fischfang und der Jagd lebten, im 16.Jahrhundert von den Spaniern übernommen. Wir kaufen eins. Die Bäckerin holt das fertige Brot aus der Asche und reinigt es mit dem Drahtbürstenaufsatz einer Bohrmaschine. Ein einfaches Beispiel für die Verbindung von Tradition und Moderne.
Ich hab noch mal ein wenig Internetrecherche betrieben. In dem Indigenengesetz des Staates Chile werden die Huilliche als eine Unterart der Mapuche betrachtet. Da sich ihre Traditionen und Sprache aber sehr von denen der Mapuche unterscheidet setzen sich die Häuptlinge, der 8000 auf Chiloé noch lebenden Huilliche, dafür ein als zehntes Urvolk des Landes anerkannt zu werden. Es ist ihnen wichtig ihre Sprache und Kultur zu bewahren.

Obwohl es so voll ist, finden wir einen schönen Übernachtungsplatz am See. Mittlerweile gehe ich lieber im nicht ganz so warmen See baden als auf dem Campingplatz warm Duschen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zur Muelle de las Almas, dem Seelenpier. Ein von einem Künstler gebauter Steg der ins Nirgendwo führt. Nach einer Legende der Huilliche kommen die Seelen der Verstorben hierher, um den Fährmann Tempilkawe zu rufen, der sie mitnimmt auf die letzte Reise.
Der Weg dahin am Meer ist wunderschön erst fahren wir an Dünen vorbei, dann beginnt die Steilküste. Auf dem Weg sehen wir einige Höfe, ganz einfache Holzhütten. Kühe und Pferde grasen am Wegrand. Auf einem kleinen Hof müht sich ein alter Mann ab die Eimer mit der gerade gemolkenen Milch zu seinem kleinen Haus zu tragen. Im Reiseführer lese ich das die Menschen der Insel sehr arm sind, viele gehen um zu Arbeiten aufs Festland, z.B. als Schafscherer auf die großen Estancias. Seit es in jeder möglichen Bucht große industrielle Lachs- und Muschelzuchten gibt ist es etwas besser, dafür ist das Wasser durch die Massentierhaltung stark verschmutzt. Hier wo sich viele Touristen tummeln, verdienen sich die Anwohner ein Zubrot in dem sie am Straßenrand
in einfachen Holzbuden Empanadas und andere kleine Gerichte anbieten.
Der Seelenpier steht auf einem privaten Grundstück und vom Parkplatz bis dorthin ist ein Wanderweg mit richtig schönen Blicken aufs Meer oder auf das endlose Grün des Waldes. Obwohl wir für unsere Verhältnisse recht früh dran sind, ist schon relativ viel los. Als sie dann in Sicht kommt, die Brücke ins Nichts, beschließen wir uns den Abstieg dahin zu sparen. Da stehen sie wieder in der Schlange, die Chilenen und warten geduldig, bis das Pärchen auf dem Steg sich gegenseitig und gemeinsam in allen nur möglichen Posen abgelichtet hat. Wenn das alle in der Schlange so zeitaufwendig machen, wird es Stunden dauern, bis wir auch nur einen Schritt daraufsetzen werden. Um es mit Asterix’s Worten zu sagen…Die spinnen die Chilenen“. Wir bleiben oben und betrachten uns das Schauspiel eine Weile.
Da Wandern bekanntlich hungrig macht und es jetzt auch schon Mittag ist und gefühlt alle anderen jetzt auf dem Weg zur Muelle sind, fahren wir zu einem Restaurant an dem heute gegrilltes Lamm angeboten wird. In Gedanken an das gute Essen bei unseren Gastgebern in Gobernardor Gregores läuft uns schon das Wasser im Mund zusammen. Es war lecker aber mit dem köstlichen Gegrillten von Carlo kann es lange nicht mithalten.
Für die Nacht finden wir einen tollen Platz am Meer. Ein Stück entfernt sehen wir einige Menschen am Strand schwer schuften. Sie schleppen Sand und Steine und eimerweise Wasser vom Strand zu einem Holzgestell.

Sie suchen nach Gold.
Auf dem Weg in den Norden der Insel fahren wir durch Castro. Die Hauptstadt der Insel liegt an der Ostküste. Es ist Samstag die Stadt ist voll und wir halten gar nicht an, sondern fahren weiter nach Dalcahue.
Dort gibt es sonntags die Feria Artesanal, ein Kunsthandwerkermarkt und am Hafen die Cocinerias. Das sind Marktküchen in denen hauptsächlich Fischgerichte frisch zubereitet serviert werden. Das Ganze ist untergebracht in einem schönen Holzgebäude, in der Form einer Dalca. Das ist die für Chiloé typische Schiffsform. Es ist zwar voll, aber nett. Zum Essen bleiben wir nicht, da hätten wir anstehen müssen.
Uns zieht es in den Norden. Wie gern würden wir einmal ohne dicke Jacke und Mütze draußen sitzen und den Sternenhimmel genießen. Einen Stopp machen wir aber noch am Cap Corona ganz im Norden. Das war ein Tipp von Ritters und der war gut. Wir stehen hier an eine Steilküste mit Blick auf den Strand. Jeden Morgen kommen hier große Gruppen der flinken kleinen Cammaron Delfine und bieten uns ein schönes Schauspiel. Sie springen in großen Sprüngen aus dem Wasser, surfen in den Wellen. So schön diese eleganten quirligen Tiere zu beobachten.
Aus dem Norden der Insel fahren regelmäßig Fähren aufs Festland. Wir verlassen Chiloé und reisen auf der Route der Vulkane nordwärts.
Faszinierende Fotos, alles mit Wolle und Kunsthandwerkermärkte ist meins.Brauche immer Anregungen ,die Leute wissen genau wie sie am besten Geld 🤑 verdienen können. Brot 🥪 so selbst gebacken schmeckt bestimmt sehr gut. Euch weiter viel Spaß, das euer Auto hält. Und das ihr zwei gesund bleibt. LG Wolfgang und Dorethee