Paso Agua Negra oder der lange Weg nach Argentinien
- Birgit & Gert Gölz
- 5. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Mai 2023
Etwa 100 km südlich von Copiapó, an der Pazifikküste liegt der Nationalpark Llanos de Challe. Hier in den Hügeln, den Lomas wie sie in Chile heißen, nahe der Küste gibt es ein schützenswertes Ökosystem, die Nebeloasen. Zwischen Nordperu und Nordchile liegen verstreut etwa 100 Nebeloasen. Durch den kalten Humboldtstrom der hier nah an der Küste verläuft, bildet sich ein besonders dichter, feuchter Nebel der vom Meer bis auf 1000 m die Lomas hochsteigt.

Die Feuchtigkeit aus dem Nebel wird von den Pflanzen gefangen, kondensiert zu Wassertröpfchen und lässt mitten in einer der trockensten Wüste der Welt einzigartige bunte Blumen zwischen den Kakteen wachsen . Im südlichen Winter, mit besonders viel Nebel, blüht hier ein Blumenmeer.
Im Moment ist noch Herbst und zwischen den vielen Kakteen sind nur spärlich zarte gelbe und blaue Blumen zu sehen.
Von der küstennahen Straße fahren wir an einen Strand um hier zu übernachten. Hinter Felsen und Hügeln an geschützten Stellen liegen verstreut einige Holzhütten aber auch viele kleine mit Plastikfolie bedeckte Verschläge. Zuerst dachten wir es wäre Sonnenschutz für Strandgäste im Sommer aber hier wohnen Menschen. Wir sehen Kochgeschirr, aus einigen Hütten raucht es aus den provisorischen Schornsteinen und Wäsche die zum Trocknen aufgehängt ist.
Auf den Felsen nahe am Strand sitzen Kormorane um ihre Flügel zu trocknen und von weiter weg hören wir das Brüllen der Seelöwen.
Am Strand fahren zwei Männer mit ihrem Pick-up um den getrockneten Seetang der an mehreren Stellen zum Trocknen ausgelegt ist, aufzuladen.

Cochayuyo heißt der Tang in Chile und wird getrocknet als Snack oder gekocht als Gemüse gegessen. Ich hab`s mal getrocknet probiert, er schmeckt salzig und irgendwie muffig, so wie es riecht wenn Tang einige Tage am Strand liegt.
Weil es hier schön ist fahren wir am nächsten Tag nicht allzuweit .
An einem Strand mit schönen Felsen zwischen einigen bunten Ferienhäuschen gefällt es uns. Wir genießen gerade unser Mittagessen da bebt der Boden, ganz leicht nur. Wir überlegen was das wohl gewesen ist als auf unseren Handys eine Nachricht kommt. Etwa 50 km von hier im Meer hat es ein Erdbeben mit der Stärke von 5,5 gegeben und es wird vor einem Tsunami gewarnt. Jeder von uns hat sofort Bilder im Kopf bei diesem Wort und wir warten nicht bis das Meer sich zurück zieht um dann auf den nächsten Berg zu fahren, wie es in der SMS empfohlen wird. Wir verstauen unsere sieben Sachen und fahren weiter auf der Panamericana wieder in den Süden ins Valle de Elqui. Auf dem Weg dorthin übernachten wir auf einen Berg nicht weit von der Autobahn. Hier oben ist es völlig ruhig und wir haben eine wunderbare Aussicht
Da wir für unsere Verhältnisse in der letzten Woche wirklich viele Kilometer gefahren sind hatten wir vor einige Tage in Vicuña zu bleiben. Der Campingplatz liegt schön, ist fußläufig zum Centrum und wir sitzen gern in einem Cafe oder bei einem Pisco Sour in der Kneipe und beobachten den Trubel auf dem Marktplatz.
Aber auch der Paso Negra wird in den Wintermonaten geschlossen und das auf die Infos der offiziellen Stellen kein Verlass ist wissen wir ja. Wir haben keine Ruhe mehr und machen uns am nächsten Morgen früh auf den Weg. Die Fahrt über den Pass dauert mindestens vier Stunden und wir wollen uns dieses mal nur so lange wie nötig in der Höhe aufhalten.
Der Paso Negra ist mit seinen 4753 m der höchste Andenpass zwischen Chile und Argentinien. Die Strecke führt uns durch eine unwirklich schöne Landschaft, so voller Farben mit fantastischen Ausblicken.
Am Pass macht uns der wenige Sauerstoff ganz schön zu schaffen, deshalb schießen wir die obligatorischen Fotos und fahren dann zügig zur argentinischen Grenzstation in Las Flores.


Hier wird unser Landy gründlich nach frischen Lebensmitteln durchsucht, leider hatte ich vergessen die Kerne der Araukarien zu verstecken. Jetzt sind sie weg, schade.
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