Die Atacama Wüste - dünne Luft und Rolle rückwärts
- Birgit & Gert Gölz
- 3. Mai 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Mai 2023
Wir wollen in die Atacama Wüste und dort über den Paso San Francisco nach Argentinien. Er gehört mit seinen 4720m zu einem der höchsten befahrbaren Pässen der Anden. Da Diese Aufgrund der Wetterverhältnisse im Winter geschlossen sind und hier beginnt der Winter jetzt langsam, versichern wir uns auf der offiziellen Homepage des Zoll ob der Pass auch wirklich offen ist.
Wir fahren auf der Panamericana 600 km Richtung Norden bis Copiapó. Die Straße führt auch hier am Meer entlang und wir finden an langen Sandstränden traumhaft schöne Plätze zum Übernachten.
Irgendwann führt die Panamericana landeinwärts in die Wüste. Wir erreichen Copiapó. Die Stadt ist Provinzhauptstadt und Zentrum des Bergbaus dieser Region. Wir sehen LKW's mit riesigen Kippermulden am Straßenrand.

Bis in die 1970er Jahre waren die zahlreichen Silber- und Kupferminen die einzige Einnahmequelle und die Stadt und war völlig Abhängig von den schwankend Preisen der Mineralien. Obwohl sie in einer der trockensten Wüste der Welt liegt, ist durch die Lage am gleichnamigen Fluss großflächiger Anbau von Trauben und Oliven möglich.
Das hat die Stadt, neben dem Bergbau und dem immer mehr zunehmenden Tourismus zu einer der bevölkerungsreichsten des Landes werden lassen. Es gibt Shoppingmalls, und jede Menge große Supermärkte. Ich bin das gar nicht mehr gewohnt und mit diesem riesigen Angebot völlig überfordert. Als wir endlich alles nötige eingekauft haben, tanken wir voll, auch die Resevekanister, und füllen alle Wassertanks. Es wird nach dem Verlassen der Stadt erst in Fiambala, in 500km die nächste Möglichkeit zu tanken geben und in der Höhe wird unser Landy, wie wir auch, größeren Durst haben.
Nachdem wir aus der Stadt heraus gefahren sind wächst nichts mehr und es begegnen uns nur LKW's und die meist roten Pick-ups der großen Bergbaufirmen.
Um uns an die Höhe zu gewöhnen bleiben wir für eine Nacht auf 1800 m Höhe. Ringsum die Berge und ein wahnsinns Sternenhimmel. Als es dunkel wird fährt auch kein Auto mehr und es ist völlig still. Das klingt vielleicht merkwürdig aber diese absolute Stille ist körperlich spürbar.

Am nächsten Tag fahren wir durch ein Tal entlang eines Flusses. Hier sehen wir Ziegenherden und einige Häuser. Ich frag mich woher dieses Wasser wohl kommt, denn es fallen hier im Jahr maximal 12 mm Regen.


Wir verlassen das Tal und erreichen nach fast 80 km, auf 4300 m, den Nationalpark Tres Cruzes. Die Aussicht hier oben auf die in der Ebene vor uns liegenden Laguna Santa Rosa und der schneebedeckten Gipfel ist...tja wie ? Es ist wirklich nicht nur die dünne Luft hier oben die uns atemlos macht, diese Aussicht ist atemberaubend. Unsere Eindücke kann ich nur schwer beschreiben, ich hoffe mal das die Bilder eine Ahnung davon vermitteln können. Wir können uns kaum satt sehen an den vielen Farben.
An der Lagune gibt es eine Rangerstation und einen kleinen Campingplatz. Es herrscht hier ein ganz schöner Trubel, eine Gruppe Studenten der Uni Santiago ist hier auf Exkursion und es gibt einige Wanderer die hier ihre kleinen Zelte aufgeschlagen haben. Uns ist das zu wuselig und wir suchen uns einen ruhigen Platz mit Aussicht.
Beim Abendessen schauen zwei Guanakos vorbei, die hatten wir seit Patagonien nicht mehr gesehen. Unser Rastplatz liegt auf 3800 m. Bis auf ein Druckgefühl im Kopf und Atemlosigkeit bei kleinster Anstrengung, vertragen wir die Höhe ganz gut, deshalb beschließen wir die Nacht hier zu verbringen. Was wir auch haben und das können wir kaum glauben ist ein 4G plus Netz, mitten in der Einöde auf fast 4000 m.
Am nächsten Tag, der Schlaf in der Höhe war nicht wirklich erholsam, fahren wir zur nahegelegenen chilenischen Grenzstation um die Grenzformalitäten zu erledigen. Die Grenzstationen, die argentinische, wie auch die chilenische, liegen aufgrund der Höhe des Passes fast 100 km vor der eigentlichen Grenze, dem Paso San Francisco. Kurz vor dem Pass liegt die Laguna Verde, hier gibt es eine warme Quelle. Da wollen wir hin und dann möglichst zügig wieder runter, nach Argentinien, Richtung Fiambala.
Ja aber das war ein Satz mit X, das war wohl nix. Die Grenze ist zu, laut Stadtverwaltung und Zoll ist sie offen aber hier sitzt einer der die Gebäude hütet und der sagt es ist zu! Allerdings ist da noch ein Team von Wissenschaftlern die meinen das kann gar nicht sein, die Zöllner hätten sich bis Montag verabschiedet. Da das auch so in verschiedenen Internetforen steht möchten wir das gerne glauben. OK heute ist Samstag....dann fahren wir noch mal an die andere Seite der Lagune und versuchen es am Montag wieder.
Lange Rede kurzer Sinn, der Tag an der Laguna war fabelhaft wenn auch anstrengend. Die Höhe macht uns immer mehr zu schaffen und uns sind die Coca Bonbons ausgegangen und die Wissenschaftler hatten nicht recht. Auch am Montag blieb die Grenze dicht und wir müssen 750 km zurück, um über den Paso Agua Negra die Grenze zu passieren. Uff.... jetzt gibt es zwei Möglichkeiten
1. sich ärgern und zurück fahren
2. ohne Ärgern eine schöne andere Strecke zurück fahren nach Vicuña.
Nachdem wir ganz kurz zu 1 tendiert haben entscheiden wir uns dann für 2. und fahren wieder ans Meer, diesmal auf der Hauptroute nach Capiapó. Was hätten wir verpasst wären wir nicht zurückgefahren.
Dankeschön und liebe Grüße
Hallo ihr Urlauber, tja manchmal ist man platt was die Natur so zu bieten. Aber auch die LKW 🚛, man sind die groß.Wieder mal ein sehr interessanter Reisebericht, Birgit, wenn Du das alles so geschrieben 📝 hast, einfach toll.Die Fotos dazu ,spitze .Bleibt weiterhin gesund und gute Fahrt.Liebe Grüße von Wolfgang und Dorethee