Die heiligen Bäume der Mapuche und heiße Quellen
- Birgit & Gert Gölz
- 24. März 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März 2023
Wir sind auf dem Weg in die Araukarienwälder. Die Araukarie ist ein inmergrüner Baum der sehr langsam wächst. Sein Holz ist erst ab einem Alter von 500 Jahren nutzbar. Der Stamm wächst kerzengeraden und die Zweige wachsen waagerecht daraus hervor, deshalb wird er auch Regenschirmbaum genannt. Für die Mapuche ist der Baum heilig. Seine Samen, die Piñones, waren im Winter ihr alleiniges Nahrungsmittel und auch heute noch wird im Zuge der staatlichen Unterstützung bedürftigen Familien ein Stück Land mit Araukarien zugewiesen. Im März ziehen sie dann mit Zelten in die Wälder und ernten die Samen in dem sie die Zapfen mit Lassos von den Bäumen holen.


Von Argentinien reisen wir über den Hua Hum Pass nach Chile ein. Die Wälder hier sind undurchdringlich, es gibt keine Straßen. Die einzige Möglichkeit nach Puerto Fuy zu gelangen ist die einderthalbstündige Fahrt mit der Fähre über den See Pirihueico.


In Neltume kaufen wir in einem kleinen Supermarkt ein. Es ist später Nachmittag und wir fahren am Ufer des Lago Neltume entlang auf der Suche nach einem schönen Platz für die Nacht. Leider finden wir den nicht, da alle Ufergrundstücke privat sind. Die Campingplätze sind, da jetzt die Haupsaison vorbei ist, fast alle geschlossen und es hat etwas gedauert bis wir in Liquine einen Campingplatz mit Thermalbad finden. Der sieht ziemlich mitgenommen aus und jetzt am Wochenende feiert hier anscheinend die Jugend. Wir wollen schon aufgeben und wenden, da entdecken wir ganz am Ende des Schotterweges den kleinen, einfachen Campingplatz mit Therme von Don Clemente.
Von weitem sieht es etwas giddelig aus aber dem Becken fehlt nur ein frischer Anstrich, das Wasser ist sauber.
Wir verbringen hier zwei schöne Tage. Die Leute sind total nett. Jeder spricht uns an, fast alle nur spanisch und wenn wir dann erklären das wir diese Sprache leider nicht beherrschen hindert das niemanden fröhlich weiter zu quatschen. Da bleibt uns nichts anderes übrig als uns mit unseren wenigen spanischen Broken zu verständigen. Das ist eine schöne Übung.
Von hier aus starten wir in den Nationalpark Villarica, hier stehen die ersten Araukarien.
Gert hatte in seinen Karten einen kleinen Weg durch den Park nach Pucón entdeckt. An der Rangerstation fragen wir ob der Weg passierbar ist. Der Ranger ist ein total netter, er meint den Weg gibt es zwar aber er sei sehr steil und vom Regen ziemlich ausgewaschen und somit schwer zu befahren. Wir könnten doch auch ganz gemütlich an der Rangerstation übernachten. Sieht wirklich schön aus hier unter den Araukarien. Aber was der Ranger nicht weiß ist....sag dem Landyfahrer ein Weg ist schwer befahrbar....ein Blick zur Seite und ich sehe das fröhliche Blitzen in den Augen und ein entschlossenes Lächeln. Auch der zweite Ranger konnte ihn nicht zum Dableiben überreden. Sie winken uns mit einem Lächeln nach als wären sie sicher uns bald wieder zu sehen.
Warum bitteschön muss der Landyfahrer, der doch wirklich nicht mehr in den Flegeljahren sein sollte, mit unserer kompletten 4 Tonnen Wohnstatt hier hoch?
Es gibt Momente da geh ich lieber vor und mach nen Film.
Wie man sieht ist die Reaktion des Landyfahrers, trotz seines fortgeschritten Alters, noch top und Spaß gemacht hat es auch. Bis auf eine Schublade die bei der wilden Fahrt herausgeflogen ist, ist der Landy heil geblieben.


Das Feierabend Bier, beziehungsweise Pico sour[sehr lecker] haben wir uns redlich verdient. Wir übernachten an diesem schönen Platz am Fluss.
Bis Pucón fahren wir am nächsten Morgen durch dichten Wald. Der Weg ist zwar holprig aber nicht mehr so schlecht wie gestern.

An kleinen Buden werden Leckereien angeboten, wenn sie dann geöffnet haben.
In Pucón finden wir einen Baumarkt in dem Gert Leisten und Kleber kaufen kann. Nach erfolgreicher Reperatur der Schublade fahren wir weiter an den Vulkan Villarica. Hier kann man in sternklaren Nächten den Feuerschein des Vulkans sehen aber es stürmt und regnet und wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Als die Wolken sich einen Moment lichten bekommen wir einen kurzen schönen Blick auf den See aber der Vulkan mag sich uns nicht zeigen.

Da es nicht aussieht als würde sich das Wetter in den nächsten Tagen bessern machen wir uns auf den Weg Richtung Nordosten durch einige Nationalparks. Wir suchen kleine Straßen. Die Landschaft ist wunderschön, es begegnen uns keine anderen Touristen. Wir fahren durch Mapuche Gebiet. Das merken wir sehr deutlich an der Reaktion der Menschen. Diese offene Fröhlichkeit fehlt, sie begegnen uns reserviert aber nicht feindselig. Die Ureinwohner kämpfen seit Jahren darum ihr Land zurück zu bekommen, es kommt immer wieder zu Konflikten. Radikale Gruppen der Mapuche verüben Brandanschläge auf Forstbetriebe. Die Regierung hat zeitweise den Ausnahmezustand verhängt, das Militär eingesetzt. Aufgrund fehlender Gesprächsbereitschaft beider Seiten sieht es nicht so aus als würden sich die Probleme in nächster Zeit lösen lassen.

Dieser freundliche Mann hat sein Feuerholz mit dem Ochsenkarren aus dem Wald geholt. Sieht erstmal sehr rückständig aus aber in dieser unwegsamen Gegend ist das wahrscheinlich die einfachste Art die Stämme aus dem Wald zu holen. Er hat immerhin auch die gute Stihl Kettensäge dabei.

Mit dem mobilen Sägewerk wird das Bauholz direkt an der Baustelle produziert.
Am Abend campieren wir an einem Fluss. Irgendwie zieht es uns immer ans Wasser.
Wie auch am nächsten Tag. Da genießen wir die Naturbadewanne der Therme am Rio Blanco.
Von unserem Platz können wir jederzeit in dieses idyllisch gelegene Wasserbecken und so genießen wir schon ganz früh am Morgen, noch vor dem Frühstück, das erste warme Bad. Hier bleiben wir noch zwei Tage dann ziehen wir weiter zum nächsten Vulkan, dem Llaima im Conguillo Nationalpark.
Hallo ihr Beiden, mal wieder ein großartiger Reisebericht von euch. Auch die Fotos sind einsamme klasse .Tja ,Wahnsinn wie andere Menschen in andere Länder leben, wenn man das so sieht ,geht es uns doch sehr gut. Euch weiterhin eine gute Weiter Reise 🛤 und bleibt gesund. LG Wolfgang und Dorethee
🤣Ich kann mir das Gesicht vom Gert genau vorstellen als der Ranger das mit dem Weg gesagt hat...
Ich wäre auch weiter gefahren 😂, unter den kritischen Blicken meiner Frau !!!
Liebe Birgit, ich muss bei Deinen Berichten immer wieder schmunzeln oder auch laut loslachen... ich erinnere mich, dass auch ich so einige Male in der Sahara bei quasi 180 Grad Abfahrten ausgestiegen bin, unter dem Vorwand atemberaubende Fotos machen zu müssen. Irgendwann bin ich dann auch sitzen geblieben und schätze mich glücklich zu den Überlebenden zu gehören... ;-) Gruß und Kuss an den Helldriver und seine Fotografin <3