Fin del Mundo - Das Ende der Welt oder der Anfang?
- Birgit & Gert Gölz
- 25. Nov. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Dez. 2022
Unser nächstes Ziel ist Ushuaia auf Feuerland. Hier in der Lapataia Bucht endet die Ruta National 3 .
Die Inselgruppe gehört zu Argentinien und Chile und bildet, getrennt durch die Magellanstrasse, das südlichste Ende Südamerikas.

Kurz nach Rio Gallegos erreichen wir den Grenzübergang nach Chile, mitten im Nirgendwo.
In unseren Proviantkisten und im Kühlschrank herrscht gähnende Leere.
Es ist verboten Lebensmittel wie Früchte, Gemüse oder Fleischprodukte nach Chile über die Grenze zu bringen.
Aus dem weltweiten Netz ist für uns nicht ganz klar ob dazu auch die Milchprodukte gehören. Wir haben vorsichtshalber lieber nix dabei, vor allem weil auch immer wieder von hohen Strafen zu lesen ist.
Die anderen Grenzformalitäten sind schon fast Routine. Erst zur Migration, da werden die Pässe kontrolliert, dann zur Aduana, dem Zoll um die Ein- bzw. Ausrreise unseres Landys zu bescheinigen. Bei der Einreise nach Chile werden wir das erste Mal nach unseren Impfnachweisen gefragt.
Die Kontrolle des Fahrzeugs war dann ziemlich locker. Es wurde nur nach Fleisch, Gemüse und Obst gefragt. Die Beamten waren durchweg sehr hilfsbereit und freundlich.
Irgendwie hatten wir, wie sonst auch üblich, damit gerechnet, dass wir nach der Grenze relativ schnell eine Einkaufsmöglichkeit finden würden. Das war nicht so. Keine Stadt nicht mal ein Dorf. OK...nach 20 km kommt die Fähre über die Magellanstrasse.
Auch nach dem Übersetzen nach Feuerland, müssen wir noch 40 km fahren bis wir Cerro Sombrero erreichen. Das ist eine Siedlung, die in den 1950er Jahren, von einer Ölgesellschaft, für deren Arbeiter und Familien gebaut wurde. Hier soll es zwei Minimercados geben. Die zu finden ist aber gar nicht so einfach und nur durch mehrfaches Nachfragen entdecken wir den Einen, in der hintersten Ecke einer Sackgasse. Wir decken uns hier mit dem Nötigsten ein und können zum Glück auch mit der Visakarte bezahlen. Eine Bank und einen Geldautomaten gibt es nämlich erst in der nächsten Stadt, die fast 150 km entfernt ist. Was es hier aber gibt, ist ein kostenloser kommunaler Stellplatz. Den Tipp haben wir von einem LKW-Fahrer aus der Warteschlange vor der Fähre bekommen. Da verbringen wir die Nacht und nutzen am nächsten Morgen die angenehm geheizte und picobello saubere Dusche. Zu guter Letzt bekommen wir in der Tourist-Information nebenan wertvolle Infos für unsere Weiterreise.
Wir fahren also anders als zuvor geplant nach Ushuaia. Die Straße führt durch weite baumlose hügelige Landschaft mit sattgrünen Wiesen und durch Löwenzahn, leuchtend gelb blühende Ebenen, durch die sich kleine Flüsse schlängeln. Hier gibt es noch mehr Guanakos als wir bisher gesehen haben.
Irgendwann passieren wir die Grenze und sind im argentinischen Teil der Insel. Nach einigen Kilometern sehen wir hohe Berge am Horizont. Zuerst sieht es aus wie eine Fata Morgana, aber da sind tatsächlich schneebedeckte Berge. In Toluhin wollen wir am See Fagnano übernachten. Vorher gehen wir aber noch in die Bäckerei La Union, die im Reiseführer aber auch von Enrique aus der Touristinfo in Cerro Sombrero empfohlen wurde. Es gibt echten Cappuccino und lecker Teilchen.
Der Blick vom See auf die schneebedeckten Berge ist grandios.
Am Morgen fahren wir weiter nach Ushuaia durch eine wunderschöne Berglandschaft.
Ushuaia liegt ganz im Süden am Beaglekanal und ist die Hauptstadt der Provinz Tierra del Fuego. Die Stadt hat rund 60.000 Einwohner und lebt hauptsächlich vom Tourismus. Das Wetter ist ganzjährig meistens schlecht, auf jeden Fall sehr wechselhaft. Das wären alles Gründe für uns dort nicht hinzufahren, allerdings ist es auch die südlichste Stadt Argentiniens und die Panamericana endet hier. Die Rundreise durch Südamerika fühlt sich irgendwie nicht komplett an ohne hier gewesen zu sein.
Wir erreichen Ushuaia bei strahlendem Sonnenschein und versuchen einen Parkplatz möglichst zentral zu erhaschen, was überhaupt nicht so einfach ist. Nach dem anfänglichen Fluchtreflex gefällt es uns doch. Wir bummeln durch die Einkausmeile, in der sich ein namhafter Outdoorladen an den anderen reiht. Das macht natürlich hungrig und wir genehmigen uns ein riesen Steak in einem der vielen Restaurants. Zufrieden und satt finden wir dann auch außerhalb der Stadt einen relativ windgeschützten Platz für die Nacht. Wir genießen, mit Blick auf die Bucht und die Stadt, einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Den Morgen verbringen wir mit wichtigen Dingen, wie Proviantkisten füllen und Wäsche in die Lavanderia bringen. Anschließend geht es in den Nationalpark Tierra del Fuego. Der liegt 12 km außerhalb der Stadt. Hier in der Lapataia Bucht endet die Ruta 3.
Die letzten 12 km führen als Schotterpiste durch den Nationalpark. Der ist ziemlich gut besucht, aber nur an den mit Auto und Bus zu erreichenden Orten. Es gibt super Wanderwege und landschaftlich ist es hier richtig schön.
Nachdem wir dann auch noch den Rest der Ruta 3 erwandert haben, geht es weiter zum südlichsten Postamt der Welt.
Leider müssen wir zurück in die Stadt, um unsere Wäsche zu holen aber wir werden morgen zurückkommen, um dann auch die Nacht auf einem der drei Plätze zu campieren, auf denen Camping erlaubt ist.
Die Übernachtung im Nationalpark ist kostenlos, wir bezahlen nur den Eintritt. Unseren Landy stellen wir an den kleinen Platz am Fluss. Am Sonntag kommen viele argentinische Familien zum Picknick oder Angeln. Wir wandern einen Weg mitten durch fast unberührten Buchenwald bis an die chilenische Grenze. Das Wetter schlägt hier wahre Kapriolen. Morgens sind es 8 Grad mit Regenschauern. Innerhalb einer Stunde kann das Wetter aber mindestens dreimal wechseln, von stürmisch mit Graupeln bis super sonnig mit wunderschönem blauen Himmel - so kam es dann auch. Wenn wir gerade Mütze und dicke Jacke angezogen haben scheint im nächsten Moment die Sonne und wir schwitzen.
Der Besuch hier hat sich auf jeden Fall gelohnt. Für uns war es ein ganz besonderer Abschnitt der Reise, hier ans Ende oder den Anfang der Welt. Am nächsten Morgen geht es wieder Richtung Norden, um auch die chilenische Seite der Insel zu erreichen.
Im Supermarkt decken wir uns mit Lebensmitteln ein aber nicht zu viel, weil wir ja wieder über die Grenze müssen, aber doch genug, weil es hinter der Grenze keine Einkaufsmöglichkeit auf unserem Weg gibt. Insgesamt haben wir hier gelernt immer für mindestens drei Tage Proviant zu haben.
Mal wieder ein toller Reisebericht von Euch Beiden, wunderbar. Und wie sonst auch ,super 📸 Fotos von euch Beiden. Alles nicht immer so einfach, aber wenn man das mit dem Einkaufen weiß, das bekommt ihr schon hin. Für euch morgen einen schönen 1.Advent. LG Wolfgang und Dorethee
Haben schon auf den nächsten Bericht gewartet😀! Toller Bericht und wunderschöne Bilder!
Fernweh😎! Hier ist nur November 🙈! Liebe Grüsse Arnim und Line