Wir werden Weltmeister und feiern argentinische Weihnachten

08. - 24.12.

Auf dem Campingplatz Municipal sind wir, was glaube ich ziemlich einmalig ist, Dauercamper. Wir leben hier seit 14 Tagen und haben einiges erlebt.

Dieses Städtchen an der Ruta 40 ist ein Ort in dem sich die Reisenden auf der Panamericana mit dem Nötigsten eindecken, tanken und Übernachten um sich am nächsten Tag auf den Weg zu machen zu den Sehenswürdigkeiten Patagoniens.

Wir hatten hier schon viele nette Begegnungen, interessante Gespräche bei einer Flasche Wein. Marion und Walter haben uns besucht. Das erste Paar, Barbara und Wolfgang aus Tirol, haben schon das zweite mal, jetzt auf dem Rückweg von Feuerland, hier campiert.

Ein ganz herausragendes Ereignis ist definitiv die Fußball Weltmeisterschaft.

In der Pizzeria im Ort waren wir zu Puplic Viewing und haben mitgelitten und gefiebert bei diesem spannenden Endspiel.

Stimmt... das Halbfinale haben wir hier auch schon geguckt. Auch da fuhr hier ein Autokorso durch die Hauptstraße und die Argentinier haben sich gefreut als wären sie schon Weltmeister. Das ist aber kein Vergleich zu dem was hier nach dem Endspiel passiert. Schon wenige Minuten nach Abpfiff wandelt sich die menschenleere Straße und ein Autokorso bewegt sich laut hupend die Hauptstraße hoch und runter. Es macht so Spaß zu sehen mit welch einer überschwänglichen Freude die Leute unterwegs sind. Ganze Familien sitzen und stehen fröhlich winkend, Fahne schwenkend in und auf ihren Autos um hupend die Hauptstraße hoch und runter zu fahren.

Irgendwann kommen die Trommler dazu. Es wird gesungen und getanzt. Eine Freude die mitreißend ist und wir mittendrin.

Als dann der Alkoholpegel steigt ziehen wir uns zurück auf unseren Platz.

Wir sind gerade fertig mit dem Essen, da kommt Sandra, die Frau von der Rezeption und lädt uns zum Assado zu sich nach Hause ein. Wir sind zwar pappsatt aber die nette Einladung mögen wir nicht ablehnen. Zusammen mit einem Paar aus Bariloche fahren wir zum Haus der Familie Gurrerro.

Hier ist schon die ganze Familie mit Kind und Kegel versammelt. Wir werden herzlich empfangen. Die Frauen und Kinder sitzen vor dem Fernseher und gucken in Endlosschleife die Höhepunkte des Spiels.

Die Männer sind im Garten und kümmern sich um das Feuer auf dem das Lamm gegrillt werden soll

Die Unterhaltung ist Aufgrund unserer mehr als mangelhaften Spanischkenntnisse schon sehr schwierig. Da auch keiner in der Familie Englisch spricht sind wir auf die Hilfe des Google Translators angewiesen. Das funktioniert aber dann erstaunlich gut und mit jedem Bier verstehen wir uns besser. Nach gut zwei Stunden ist das Lamm gar. Die Frauen haben Baguettes in Stücke geschnitten, zwei große Schüsseln mit Salat zubereitet und mit jeweils 3 Gabeln drin wird das auf den Tisch im Garten serviert. Jeder nimmt sich ein Stück Brot legt darein ein saftiges Stück Fleisch. Aus einer Flasche gefüllt mit in Salzlake eingelegten Knoblauchzehen wir das Fleisch gewürzt und schmeckt köstlich!!!

Später wird dann noch getanzt. Es war ein wunderschöner Abend. Dankbar über soviel Gastfreundschaft sind wir spät zu unserem angeschlagenen Landy zurück gelaufen.

Das war der 18.12. und jetzt sind es nur noch 8 Tage bis unser Ersatzteil kommt.

Die kommende Woche verläuft eintönig. Das Wetter ist sehr wechselhaft. An manchen Tagen ist es sonnig und angenehm warm und am nächsten stürmt es und das Thermometer zeigt nur 12 Grad. Typisch fürs Patagonien wie uns die Frauen hier auf dem Platz erklären.

Einzig wenn wir den Weg unseres Getriebes im Trackingstatus von DHL verfolgen kommt Spannung auf und Hoffnung das es pünktlich ankommen könnte

Dann am 23.12. früh morgens die Mail unserer Spedition das unsere Sendung aus dem normalen Zollverfahren heraus ist und wir uns einen Broker in Buenos Aires suchen müssen. Das lässt unseren Puls durch die Decke gehen, denn was bitteschön ist ein Broker? Wie sollen wir den finden? Und wieso haben wir den Extrazuschlag für die Übernahme der Zollformalitäten bezahlt?

Wir setzen uns sofort telefonisch mit der Spedition Interkurier in Verbindung. Unsere Sachbearbeiterin ist leider schon im Urlaub aber die Vertretung versichert uns das alles gut ist und wir nicht aktiv werden müssen. Irgendwie nicht richtig überzeugt versuchen wir mehrfach erfolglos DHL Express über die angegebene Rufnummer zu erreichen.

Bekommen dann Unterstützung von Interkurier. Es wir wohl der Reisepass von Gert zur Zollabfertigung benötigt. Reicht Kopie per Mail? Zack und dann ist Feierabend und Heiligabend und nichts geht mehr.

Den Vormittag sind wir mit dem rumänischen Radfahrer wieder allein auf dem Campingplatz. Das nette ,ständig turtelnde, verliebte Paar ist gestern Abend abgereist. Sie sind mit dem Rad auf dem Weg nach Ushuaia und fahren nachts weil der Wind dann nicht so stark ist. Wir hängen mit bösen Vorahnungen ziemlich durch.

Ab Nachmittags trudeln dann eine Menge nette Reisende hier ein. Wir verabreden uns am Abend gemeinsam zu grillen. Der rumänische Soldat im Ruhestand besorgt Grillkohle. Dani ein lustiger leicht ergrauter Argentinier aus Santa Cruz, kümmert sich ums Feuer und grillt das Fleisch. Sina und Philipp haben Bratkartoffeln nach Rezept der Oma und Celeste und Polo steuern eine mit Leberwurst gefüllte Biskuitrolle bei. Ein typisches Gericht in Argentinien zu Heiligabend. Von uns gab es einen Auflauf aus dem Omnia und zusammen war das ein köstliches Menü. Punkt Mitternacht wird dann mit Sekt angestoßen und wir wünschen uns fröhliche Weihnachten. So ist das traditionell in Argentinien. Die Familie trifft sich am Heiligen Abend um 23 Uhr zum Essen, dann findet um Mitternacht die Bescherung statt und es wird getanzt und gefeiert bis zum Morgen. Ganz so lange haben wir nicht durchgehalten. Es war richtig schöner Abend.

Am Morgen verabschiedet sich dann Einer nach dem Anderen und uns wird's schwer ums Herz.

Irgendwie haben wir zwischendurch das Gefühl, dass wir hier nie mehr wegkommen.

Sandra rettet uns den Tag mit einer Einladung zum Weihnachtsgrillen mit ihrer Familie.